Eine Messehalle weiter bestand dann die Möglichkeit sich über alles zum Thema Pflege und Rehabilitationsprodukten zu informieren. Ebenfalls ein riesiges Angebot erwartete hier den Fachbesucher. Es ist überwältigend was es nicht alles als Angebot für Menschen gibt, die ein Handicap haben. Angefangen von A wie Auto, das umgebaut wird so das es von jedermann / jederfrau bedient werden kann bis Z wie Zubehör, das für wirklich fast alle Bereiche zu erstehen ist hier angefangen im Haushalt, für unterwegs bis hin zum Beruf. Man sollte sich einmal mit der Vielfalt von Produkten, die das Leben mit Handicap vereinfachen und auch so angenehm wie nur eben möglich gestalten sollen, auseinander setzten. Erst einmal bekommt man selbst eine andere Sicht auf die Dinge, die für uns so ohne Wertschätzung geschehen und zweitens bekommt man ein Gefühl, wie man sich als "normaler" Mensch einbringen kann um die Welt ein kleines bisschen besser zu gestalten.
Ein Thema der Messe hat mich ganz besonders interessiert und so möchte ich noch ein wenig da drüber schreiben.
Das Thema was mir sehr am Herzen liegt ist die Gehörlosen und Hörgeschädigtenwelt.
Nach einer Demonstration, die im Jahre 2008 unter dem Titel "100% Untertitelung" in Köln stattfand bin ich nicht mehr davon los gekommen mich für die Menschen ohne Gehör bzw. für Menschen mit eingeschränkten Gehört zu interessieren. Es war damals für mich ein einschneidendes Erlebnis dabei gewesen zu sein, wie mehrere hunderte Menschen auf die Straße gingen und mit weißen Handschuhen auf sich aufmerksam machten... Dieser berührende Moment, wie ich in Gebärdensprache dazu aufgefordert worden bin mit zu kommen und mit zu machen und das in einer Herzlichkeit, obwohl ich in dem Moment ansehnlich Hörender war, war einfach unvergesslich und hat mir gezeigt, dass es noch sehr viel zu tun gibt was die Rechte der Deaf-Community betrifft. Man muss sich vorstellen, dass die Gebärdensprache erst seit 2002 durch das Behindertengleichstellungsgesetz (§ 6 BGG) eine anerkannte Sprache ist. Immerhin gibt es um die 200.000 "Sprecher" (besser ist der Ausdruck Signer)der Deutschen Gebärdensprache. Deutsche Gebärdensprache? Ja, es gibt die verschiedensten Gebärdensprachen auf der Welt, da sie sich sehr stark an die Sprechsprache orientieren. Es gibt aber nicht nur verschiedene Gebärdensprachen sondern auch noch Dialekte. Man hatte durch einen Streit, der 1880 auf einer Konferenz ausgetragen worden ist und man sich dazu entschieden hatte in vielen Ländern die Gehörlosen Kinder Oral zu erziehen und die Gebärdensprache zu verbieten, nie die Chance die DGS zu standardisieren. Diesen Fehler haben damals die USA nicht mit gemacht und man sieht, dass es die Bevölkerung weiter im Umgang mit Gehörlosen bzw. Hörgeschädigten ist als wir in Deutschland. In den USA ist es ganz normal, dass das Fernsehprogramm untertitelt ist und das nahezu100%. Ebenfalls ist das TV-Programm in den Niederlanden, Belgien und auch zum Beispiel in Frankreich nahezu 100% untertitelt. In den USA oder auch in den Niederlanden kann man in der Schule Gebärdensprache als Fremdsprache wählen. Es gibt noch einige Beispiele, die die Unterschiede im Umgang mit Gebärdenden zeigen könnten. Alles in Allem sollte man sich für die 15 Millionen Menschen in Deutschland, die Gehörlos oder Hörgeschädigt sind einsetzen. Die Frage nach dem Wie ist ganz einfach beantwortet. Man soll offen und mit Interesse auf die Menschen zu gehen und sich versuchen mit ihnen zu unterhalten. Ich rate Ihnen auch noch einen kleinen Kurs in der Gebärdensprache zu belegen, das Hilft ihnen und anderen ungemein!!! Die Gebärdensprache hat viele Vorteile im Gegensatz zur Lautsprache. Man kann sich auf weite Entfernung unterhalten ohne sich an zu brüllen oder man kann sich noch schnell was sagen bevor der Zug aus dem Bahnhof rollt. Ein Wunsch einer befreundeten Gebärdensprachdozentin (sie verlor ihr Gehör mit drei Jahren) ist es, dass alle Menschen die Gebärdensprache lernen.
Auf der REHACARE gab es einige Stände, die sich dem Thema zu wandten. Da waren die Dolmetscherdienste von Telesign und TESS anwesend. Die private Gebärdensprachschule Loor Ens und der Gehörlosenbund hatten ihren Stand auf der Messe und informierten die Interessierten über (neue) Möglichkeiten der Kommunikation.
Die Messe war für mich ein echtes Erlebnis. Ich kann ihnen nur ans Herz legen, dass sich soziales Engagement sehr lohnt, sei es jetzt mit der finanziellen Unterstützung eines Projektes, der ehrenamtlichen Unterstützung durch "körperliche" oder aber auch andere "Arbeit" oder sei es mit einer Unterschrift für die richtige Aktion!!!
(FLO)
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